Anfang
Es war eine Sensation, gekrönt von einer OPUS
Klassik Auszeichnung: Die Neuentdeckung des
Oratorio secondo von Johann Daniel Pucklitz
offenbarte so atemberaubende Musik, dass Andrzej
Szadejko mit seinem Goldberg Baroque Ensemble
jetzt eine Gesamtedition der Werke des Danziger
Komponisten beginnt. In einem ersten Aufschlag
erklingen zwei lutherische Messen und etliche
Kantaten, die dazu geeignet sind, die
Musikgeschichte des Ostseeraums neu zu schreiben.
Merkmal
Über Pucklitz Leben ist sehr wenig bekannt.
Erstaunlich, dass er trotz des
Kompositionsmonopols, das der jeweilige
Marienkapellmeister innehatte, im reichen Danzig
Abnehmer für seine Werke fand. Seine Musik war
gefragt. Ob er davon leben konnte? Am Ende finden
wir ihn jedenfalls als Kellermeister im Artushof
wieder…
Kreativität
Die Unabhängigkeit gab Pucklitz die Möglichkeit zu
allerhand unkonventionellen Experimenten.
Geradezu körperlich spürbar sind die Dornen in der
Altarie der Kantate Herr, hast du nicht guten Samen
auf deinen Acker gesät?, während das „Unkraut“ mit
„falschen“ Harmonien dem regelkonformen Tonsatz
in die Quere kommt.
Originalität
Grandios der knappe Eingangschor zu Du hast den
guten Wein bisher behalten: Man meint, bei der
Hochzeit in Kana dabei zu sein und in den Protest der
Festgäste einstimmen zu müssen! Das liegt nicht
zuletzt an der spürbaren Freude, die Ensemble und
Solisten bei der Aufführung an den Tag legen - und
natürlich an der großartigen Akustik der Danziger
Johanniskirche, in deren Archiv die Kostbarkeiten
über Jahrhunderte unentdeckt schlummerten.