Keep off!
Auch über hundert Jahre nach der Unabhängigkeit
orientierten sich nordamerikanische Komponisten
nach wie vor an den großen europäischen Vorbildern.
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann sich
eine eigene amerikanische Musiksprache herauszubilden.
Einen Grundstein legte Horatio Parker, der
seine Schüler, darunter Charles Ives, Schritt für
Schritt von Europa emanzipierte. Parkers Stellung
„zwischen den Welten“ macht Rudolf Innig mit dieser
hochwillkommenen Aufnahme deutlich.
Hats off!
1882 kam Horatio nach München zu Josef
Rheinberger in die Lehre. Der 19jährige überragte
seine Mitschüler sehr bald als Komponist und
Virtuose: nicht ohne Grund wird Rheinberger dem
begabten Organisten die Uraufführung seines Orgelkonzerts
anvertraut haben. Zurückgekehrt nach
Amerika, sammelte Parker an der berühmten Yale
Universität talentierte junge Komponisten um sich,
während seine eigenen Kompositionen das Publikum
weltweit begeisterten: als erster Amerikaner wurde er
in Cambridge mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.
Shut up!
In einer Zeit, in der in Europa die Abkehr von der
Tonalität voranschreitet, geht Parker unbeirrt einen
eigenen Weg - und seine Werke erreichen überwältigende
Ausdrucksdimensionen. Seine Orgelsonate
weist in ihrer Anlage weit über Rheinbergers Vorbild
hinaus. Hochexpressive Dramatik wird mit schalkhaftem
Witz kontrapunktiert; gleichzeitig zeugen
motivische Zusammenhänge von grandioser kompositorischen
Meisterschaft.
Online
Rudolf Innig hat ein Faible für hoch- und spätromantische
Orgelmusik auch abseits des breiten
Mainstream und eröffnet mit dieser Entdeckung
erneut großartige Aussichten auf ein kaum bekanntes
Feld. Seine Einspielungen sämtlicher Orgelwerke von
Josef Rheinberger und Felix Nowowiejski sind
Meilensteine der Interpretationsgeschichte. Mit der
Kuhn-Orgel im Dom zu Osnabrück steht ihm ein
ausgezeichnetes modernes Instrument in bester
Akustik zur Verfügung, das in Disposition und
Spielbarkeit Parkers Klangvorstellung in idealer Weise
entspricht.