„Kleine Opern“ - brillant vertont
André Morsch und Eildert Beeftink präsentieren Lieder von Hermann Reutter
Auf dem Weg zum Opernstar kommt kein Sänger am Kunstlied vorbei. Der Bariton André
Morsch machte aus dieser Einsicht eine brillante Kür. Gemeinsam mit dem niederländischen
Pianisten Eildert Beeftink setzte er sich intensiv mit den Liedern des deutschen Komponisten
Hermann Reutter auseinander und präsentierte diese beim Gesangswettbewerb der Hugo Wolf
Akademie. Gleich zwei Preise waren Lohn der Mühe: der erste Preis des Wettbewerbs und der
Hermann-Reutter-Sonderpreis. Jetzt sind die Interpretationen dieser „kleinen Opern“ auch auf
CD zu hören.
In den frühen Jahren seiner Karriere war Hermann Reutter als Konzertpianist und Liedbegleiter
bekannt. Durch enge Kontakte zu Paul Hindemith lernte er das Komponistenhandwerk. In der
Mitte seines Lebens begleitete Reutter als Hochschullehrer so bekannte Sänger wie Elisabeth
Schwarzkopf und Dietrich Fischer-Dieskau. Mit 66 griff er seine Vorliebe wieder auf: Nach seiner
Emeritierung widmete sich der aus einer Stuttgarter Musikerfamilie stammende Komponist
wieder voll und ganz dem Kunstlied. An der Münchner Musikhochschule leitete er noch im hohen
Alter eine Meisterklasse für Liedinterpretation. Einige seiner Schüler schwärmen noch heute von
der Inspiration, die Hermann Reutter ihnen damals vermittelte.
Es sind zumeist philosophische, melancholische Texte, denen Hermann Reutter in seinen Liedern
eine musikalische Gestalt gibt. Die Liste der Autoren liest sich wie ein „Who is Who“ der
Dichtkunst: Friedrich Hölderlin, Theodor Storm, James Joyce... Sehr kunstvoll passt der
Komponist den Stil seiner Lieder den Gedichten an: Mal erklingt der objektive, polyphone Stil
eines Hindemith, dann wirkt seine Musik minimalistisch und expressionistisch, schließlich glaubt
man den Einfluss englischer Liedkomponisten zu entdecken, um den Vorlagen von James Joyce
gerecht zu werden.
André Morsch und Eildert Beeftink meistern diese künstlerischen Herausforderungen mit
Bravour. Es ist der Hugo-Wolf-Akademie und den Töchtern des Komponisten zu verdanken, dass
seine Werke durch aktuelle Interpretationen, wie die hier vorliegende Aufnahme, nicht in
Vergessenheit geraten.