zauberhaft
Von sagenumwobener Pracht war die Hofhaltung der
Dogen von Venedig. Wer etwas von diesem Glanz in
seiner herrschaftlichen Hofhaltung wollte, schickte
seine Künstler und Musiker zum Studium in die
Serenissima. Und so gelangte auch Heinrich Schütz
in die Lagunenstadt, um beim berühmten Giovanni
Gabrieli in die Lehre zu gehen. Wie er dann als
Hofkapellmeister in Dresden die opulenten italienischen
Eindrücke verarbeitete, zeigt raumfüllend die
neue SACD der Stuttgarter Hymnus-Chorknaben, die
zusammen mit Musica Fiata in feinster 2+2+2-Technik
venezianische Grandezza ums heimische Sofa
zaubert.
ostinat
Vier unterschiedlich im Raum platzierte und verschieden
besetzte fünfstimmige Chöre vollführen den
„Gesang der drei Männer im feurigen Ofen“, einen
gewaltigen Lobgesang nach dem Propheten Daniel,
der die Repertoireentdeckung dieser Einspielung ist.
Wechsel zwischen Favorit- und Capellchor, Instrumenten
und Sängern, dazu eine ostinate Bassstimme:
vielfarbig und glanzvoll wird das immer wieder
wiederholte Gotteslob zelebriert, das sich in einer
großartigen Steigerung bis zum gewichtigen
Schlussabschnitt entwickelt.
gelungen
Von tiefster Frömmigkeit durchdrungen sind auch die
„Musikalischen Exequien“, entstanden aus Anlass
einer hochherrschaftlichen Trauerfeier. Hier entfaltet
Schütz seine volle kompositorische Meisterschaft, im
alten wie im neuen Stil: Von der traditionellen Motette
über das generalbassbegleitete Concerto bis hin zur
hochaktuellen Oper beherrscht Schütz alle Genres
der zeitgenössischen Vokalmusik – und das so
überzeugend, dass er die zunächst eher zufällige
Gelegenheitskomposition unter eigener Opuszahl im
Druck veröffentlicht.
sprachbegabt
Bei den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben und seinen
jungen Solisten ist Schützens Musik bestens
aufgehoben. Das Traditionsensemble, dem mit Rainer
Johannes Homburg ein ausgewiesener Experte für
Alte Musik und historische Aufführungspraxis
vorsteht, wird von Musica Fiata auf historischem
Instrumentarium in so sprechender Artikulation
ergänzt, dass man auch bei der rein instrumental
vorgetragenen Motette „Das ist je gewisslich war“
jedes Wort zu verstehen meint. Zinken und Posaunen
runden mit Werken von Johann Hermann Schein und
Hans Hake das ebenso feierliche wie festlichprächtige
Programm ab.