Eleganz
Überaus angesehen war Heinrich Scheidemann
bereits zu Lebzeiten und so berühmt, dass er es
sich leisten konnte, sein Portrait in Kupfer stechen
zu lassen. Am Übergang von Renaissance zu
Frühbarock gründete sein Ruf vor allem auf der
eleganten Schreibweise seiner Kompositionen,
die auch heute ein breites Publikum anspricht.
Hilger Kespohl hat aus dem umfangreichen
Schaffen des Hamburger Meisters für diese
Super Audio CD ein abwechslungsreiches Portrait
zusammengestellt, das an der unvergleichlichen
Arp-Schnitger-Orgel zu Hamburg-Neuenfelde
aufs Beste zur Wirkung kommt.
Tradition
Scheidemann ging bei Sweelinck in die Lehre.
Zurück in Hamburg verband er die weltliche
Tradition seines Lehrers – Sweelinck hatte im
calvinistischen Amsterdam zumeist in Konzerten
außerhalb der Liturgie zu spielen - mit den
Erfordernissen des lutherischen Gottesdienstes.
Und so wundert es nicht, dass vor allem liturgisch
gebundene Stücke entstanden. Diese
Choralvariationen zählen zu den ersten großen
Höhepunkten dieser Gattung.
Resonanz
Aber Scheidemann blickte auch über den
hanseatischen Tellerrand: „Intavolierungen“, also
Übertragungen von Motetten aus fremder Hand
auf die Orgel gehörten zu den Aufgaben des
Kirchenbediensteten – man höre das
wunderschöne: Verbum caro factum est, nach
Hans Leo Hassler. Auch die Beschäftigung mit
Dowlands herzerreißender „Pavana Lachrimae“
zeigt eine Neugier, die über die Pflichterfüllung
weit hinausreichte.
Kenner
Dass auch dieses – wohl eher fürs häusliche
Musizieren gedachte – Stück auf der Orgel nichts
von seinem intimen Charme verliert, ist Hilger
Kespohls feinem Klanggespür zu verdanken, der
„seine“ Schnitger-Orgel besonders vorteilhaft zu
präsentieren versteht. Alle Registrierungen sind
informativ im Beiheft dokumentiert. Im sorgfältig
produzierten 2+2+2-Klang auf hochwertiger Super
Audio CD kommen somit Liebhaber wie Genießer
audiophiler Aufnahmen gleichermaßen auf ihre
Kosten.