Mitten wir im Leben sind
Alte kirchenmusikalische Traditionen leben in einer
Ersteinspielung zeitgenössischer Musik wieder auf: Hans
Peter Türk hat eine Karfreitags-Passionsmusik für Soli,
Chor und Orgel komponiert, die seit ihrer Uraufführung
vor zwei Jahren nicht nur in den protestantischen
Kirchen seiner Heimat Siebenbürgen oft zu hören ist.
Anklänge an 1000 Jahre Musikgeschichte ordnen sich in
dem dreiteiligen Werk den Texten aus einem alten
Gesangbuch unter, die aus Teilen des Matthäus-
Evangeliums, Chorälen und Psalmen bestehen.
Was gehet uns das an?
Siebenbürgen ist eine alte Kulturlandschaft, deren
deutsche Siedlungsgeschichte in die Zeit des Nibelungenliedes
zurückreicht. Es ist ein Gebiet, in dem sich die
Einflüsse mehrerer Kulturen überschneiden, und eine
geistliche Landschaft, die in ihren deutschsprachigen
Teilen vom Protestantismus und authentischen
Musiktraditionen geprägt ist. In diesem Umfeld wuchs
Hans Peter Türk auf, der früh seinen eigenen Vater
verlor und sich stattdessen von einem Kirchenmusiker
prägen und ausbilden ließ. Seinem großen Talent und
der Fürsorge seines Mäzens verdankt es Türk, dass er
trotz Rumäniens Diktatur ohne Parteimitgliedschaft
promovieren und eine Stelle als Lektor für Tonsatz
annehmen durfte. 1990 reiste er zu Verwandten nach
Deutschland, kehrte aber später ins siebenbürgische
Klausenburg zurück, wo der 68-Jährige heute als
Komponist und Musikwissenschaftler lebt.
Halt, lass sehen
Der Ursprung von Türks Passionsmusik liegt in den Dorfund
Wehrkirchen seiner Heimat, in denen traditionell
Passionsmusiken aufgeführt werden. Und dennoch ist
sein Werk alles andere als schlicht. Im Gegenteil: Er
lässt die frühe mittelalterliche Mehrstimmigkeit anklingen,
nutzt und erweitert die Formen- und Figurensprache des
Barock, setzt starke Dissonanzen ein und hebt kunstvoll
die Grenze zwischen Sprache und Musik auf. Große
Bedeutung kommt dabei der Orgel zu. Die Farben ihrer
Register ergänzen die musikalischen Konturen von
Jesus, Judas oder Pilatus, die Gewalt ihrer Klangfülle
überwältigt nach nüchtern gesprochenen Textstellen und
sie vermag zugleich Erinnerungen an die Flöte spielenden
Hirten in den siebenbürgischen Bergen zu wecken.
Ich danke dir von Herzen
Die tragenden Säulen dieser Ersteinspielung, die
Meißner Kantorei 1961 unter der Leitung von Christfried
Brödel und die Organistin Ursula Philippi, haben auch die
Uraufführung an der historischen Sauer-Orgel in
Hermannstadt/Siebenbürgen und die deutsche
Erstaufführung im März 2008 in der Dresdner
Kreuzkirche mitgestaltet. Den Klangeindruck der
Uraufführung gibt bei dieser Aufnahme die hervorragend
klingende Sauer-Orgel (1904) in der Stadtkirche
Burgstädt mit ihrer romantischen Vielfalt exzellent
wieder. Eine ebenso willkommene wie faszinierende
Entdeckung!
Weimarer Republik
Hinter dem klangvollen Titel Tritonus Wimares
verbergen sich die führenden Solisten der
Staatskapelle Weimar - ein Ensemble mit großer
Tradition. Heute gilt Tritonus Wimares als Spezialist
für die Klassiker der Zwanziger Jahre des
vergangenen Jahrhunderts. Zur Strawinsky-CD des
Ensembles:
"...Hervorragend!" (STEREOPLAY)
"...another superb chamber orchestra ... filled with
imagination and humor." (FANFARE)
"... ein Ensemble von höchster Qualität... ein Hörvergnügen
allerersten Ranges." (DAS ORCHESTER).