Schatzgräber
Hans Leo Hassler war eine Berühmtheit. Nicht
umsonst rissen sich gekrönte Häupter und reiche
Kaufleute um seine Dienste, darunter die legendären
Fugger, der sächsische Kurfürst oder der Herzog von
Braunschweig. Franz Raml hat etliche völlig unbekannte
Orgelwerke Hasslers für seine jüngste CD
zusammengetragen. Herausgekommen ist eine faszinierend
neue Perspektive auf den Großmeister der
Renaissance, und daran haben die wunderbaren
Instrumente aus der Stefanskirche zu Tangermünde
und der Prämonstratenserabtei Schlägl einen erheblichen
Anteil.
frisch verzinkt
Die farbenfrohen Renaissanceorgeln geben den oft
hochvirtuosen Stücken ihre ganz eigene Prägung.
Besonders die Toccaten, die Hasslers enormen
instrumentalen Fähigkeiten eindrucksvoll unter
Beweis stellen, gewinnen durch die stimmigen
Registrierungen, und die streng polyphonen
Canzonen und Recercare erhalten eine beispielhafte
Transparenz. Die vielen Koloraturen, die sich an der
zeitgenössischen Spielpraxis von Zinkenisten und
Gambisten orientieren, erhalten unter Ramls Händen
eine zauberhafte Leichtigkeit.
Tafelsilber
In seinen Orgelwerken zeigt sich auch der berühmte
Vokalkomponist: Aus seiner erfolgreichen und bis
heute populären Sammlung „Lustgarten neuer
teutscher Gesänge“ bearbeitet er zahlreiche Sätze für
Tasteninstrumente. Mit diesen sogenannten „Intavo
lierungen“ ist er ganz auf der Höhe seiner Zeit – und
wirbt damit, kaufmännisch geschickt, gleichzeitig für
die Druckausgaben seiner Liedsätze. Kein Wunder,
dass auch Kaiser Rudolf II. auf den großartigen
Künstler aufmerksam wird und ihn im Alter von 31
Jahren in den Adelsstand erhebt.
Gold wert
Franz Raml hat zu Hans Leo Hassler eine ganz
besondere Beziehung. Als Gründer und Spiritus
Rector des „Hassler Consorts“ hat er über Jahrzehnte
große Erfolge mit der Aufführung von Vokalmusik der
Renaissance und der frühen Barockzeit eingefahren.
Mit historischem Instrumentarium ist Ramls bestens
vertraut: Als Organist, Cembalist und Hammerklavierspieler
kann er auf eine beeindruckende
Diskographie blicken. Höchste Zeit für eine Hommage
an den Namenspatron seines Hassler Consort!