Ursprung
Die große Orgel der Hamburger St. Jacobi-Kirche ist
gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Das
viermanualige Instrument enthält den größten noch
erhaltenen Bestand an originalen Pfeifen aus dem 16.
und 17. Jahrhundert, und die 16´-Trompete im
Hauptwerk ist die älteste ihrer Art überhaupt. Harald
Vogel, Nestor der Norddeutschen Orgeltradition und
frischgebackener Buxtehude-Preisträger der
Hansestadt Lübeck, präsentiert die Orgel im Rahmen
eines ungewöhnlichen Hamburger „Familientreffens“.
Kongruenz
Hieronymus und Jacob Praetorius, Joachim Decker,
Matthias Weckmann, Heinrich Scheidemann,
Dieterich Buxtehude – sie alle stehen in enger
Beziehung zu St. Jacobi und seiner Orgel und
repräsentieren die überragende Bedeutung des
Hamburger Musiklebens über mehrere Generationen
hinweg. Großer Glücksfall: Arp Schnitger, der wohl
bedeutendste Orgelbauer Norddeutscher Schule, ließ
etliche qualitativ überaus hochwertige Register seiner
Vorgänger Scherer und Fritzsche unangetastet. So
lässt sich die Entwicklung des Norddeutschen Stils
auch klanglich besonders authentisch nachvollziehen.
Parallele
Und der hat nicht zuletzt von Italien gelernt.
Venezianische Mehrchörigkeit hat bereits Hieronymus
Praetorius um 1600 herum in Hamburg eingeführt –
das abwechselnde Spiel auf mehreren Manualen
passt da natürlich perfekt. Dietrich Buxtehude, als
Jüngster in der illustren Ahnenreihe, verbindet diese
Tradition später mit der – ebenfalls aus Italien
importierten – hochvirtuosen Toccata. Aber auch das
gleichzeitige Spiel auf verschiedenen Werken
profitiert von den besonderen Registerfarben der St.
Jacobi-Orgel, wie bei den Choralbearbeitungen von
Jacob Praetorius und Matthias Weckmann sehr schön
zu hören ist.
Strahl
Von einzelnen Flöten bis zu Schnitgers berühmtem
zungenbasierten Plenum, vom 2´-Cornet bis zur 32´´-
Posaune präsentiert Harald Vogel mit zahlreichen
Beispielen den besonderen Klangfarbenreichtum
dieses außergewöhnlichen Instruments. Kundige
Erläuterungen führen in die faszinierende Welt des
Orgelklangs ein, der sich, unter Bewahrung wertvoller
Tradition, über Jahrhunderte entwickelt hat. So
müsste es immer sein: Lernen mit Genuss!