prägend
Hugo Distlers Verdienste um die evangelische
Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts sind kaum zu
überschätzen. Seine klare, von Leichtigkeit und
Transparenz geprägte Tonsprache wurde prägend
für Generationen von Kirchenmusikern und
Komponisten. Mit dem bestens aufgelegten
Norddeutschen Kammerchor hat Maria Jürgensen
nun ein Programm aus Distlers „Liturgischen
Sätzen“ im reinsten A-Cappella-Klang eingespielt,
dazu im ergänzenden Kontrast Heinz Werner
Zimmermanns jazzinspirierte Chorvariationen über
Distlers „Nürnberger Großes Gloria“.
tragend
Den „Liturgischen Sätzen“ liegen originale
lutherische Melodien aus der Zeit der Reformation
zugrunde. Die verschiedenen Kyrie- und Gloria-
Gesänge des 16. Jahrhunderts finden bis heute
Verwendung im lutherischen Gottesdienst. In
Distlers ein- bis sechsstimmigen Sätzen aus op. 13
steht immer der Text im Vordergrund, ungewohnte
und spannende Harmonik ergibt sich immer wieder
aus einer sehr individuellen, wortbezogenen
Stimmführung.
unterwegs
Die rhythmischen Finessen dieser jahrhunderte -
alten Musik hat Heinz Werner Zimmermann auch
und gerade in Distlers Fassung des „Nürnberger
Großen Glorias“ fasziniert.
Der statische Choral wird unter der freien Sopran-
Oberstimme zum „Walking Bass“ – ein grandioser
Effekt! Das umfangreiche Variationswerk, das von
Sprechgesang bis zur Psalmodie allerhand kontrapunktische
Virtuosität aufweist, endet in großartiger,
mit Bluesanspielungen gefärbter
Steigerung.
mehrschichtig
Ergänzt wird das ambitionierte A-Cappella-
Programm in einer 3-D-Neuaufnahme aus der
Klosterkirche in Cismar durch die Orgelsonate op.
18 sowie die Drei Geistlichen Konzerte für Sopran
und Orgel op. 17, in denen die Orgel mit dem
Gesang im deklamatorischen Dialog zu stehen
scheint. Christina Roterberg und Arvid Gast treffen
den Tonfall dieser filigranen Musik perfekt, die in
feinster Super Audio CD-Technik an Distlers
Lübecker Wirkungsstätte, an der historischen
Stellwagen-Orgel in St. Jakobi, eingefangen wurde.