Vom Doppelkopf
Mit dieser CD ist den Orgelfreunden ein
doppelter Wunsch erfüllt worden: Sie bietet ein
Exklusiv-Portrait des legendären, leicht
exzentrischen Komponisten und gefeierten
Konzertorganisten Guy Bovet. Er ist nicht nur ein
gewitzter Komponist, der ebenso für die Kirche
wie für die Bühne oder den Film gearbeitet hat -
sein fantasiegeladenes Orgelspiel begeistert.
Zum anstehenden 75. Geburtstag gratuliert MDG
mit dieser Wiederveröffentlichung.
Vom jugendlichen Leichtsinn
Der Orgelvirtuose Bovet komponierte erstaunlich
selten für sein Instrument; und doch umfassen
die hier eingespielten Orgel-Kompositionen 35
spannende Jahre zeitgenössischer Musikgeschichte.
Wir lernen genauso den jugendlichen
Sturm- und Drangkomponisten kennen, der
hörbar von Bernsteins West Side Story
schwärmt, wie den meisterhaften Improvisator
der Spätzeit.
Vom Krokodil im Vorgarten
Berührungsängste hat der lange Zeit in den USA
wirkende Organist keineswegs: Henry Mancinis
Pink-Panther-Melodie begegnen wir in seiner
Fuga sopra un sogetto, und die Atmosphäre der
Everglades wird in dem Stück Sarasota
wiedergegeben: Laut Komponist, hört man in
diesem Stück „Südstaaten-Jazz“ und sieht
förmlich, wie die Alligatoren dort täglich aus den
Kanälen „in die Gärten kriechen und Hunde und
Babys auffressen“ ...
Vom Bolero, Bach und Bovet
Bovets in Klang gesetzte Betrachtungen über die
Musik entbehren selten der Ironie: Hätte Ravels
Bolero wirklich aus der Feder Mozarts viel
schöner geklungen? Bovets Musik ist witzig,
galant und höllisch schwer zu spielen: “Man darf
aber ruhig ein paar Fehler machen. Der Vorteil
meiner Musik gegenüber der von J. S. Bach liegt
darin, dass sie durch Fehler nur verbessert
werden kann, wogegen Bachs Musik weniger gut
wird.”