molekular
Einsamer, desolater kann ein Beginn nicht sein: Nur eine
einzelne Trompete eröffnet den „Trauermarsch“ am
Anfang von Gustav Mahlers 5. Sinfonie. Was in der
Orchesterfassung schon ergreifend ist, das wird in der
Otto Singers Bearbeitung für Klavier zu vier Händen
erschütternd nackt. Das Klavierduo Evelinde Trenkner –
Sontraud Speidel setzt mit dieser Ersteinspielung einen
neuen Höhepunkt in einer langen Diskografie, der diesmal
emotional ganz besonders bewegt.
bipolar
Daran hat –neben dem atemberaubenden Beginn - nicht
zuletzt das berühmte Adagietto seinen Anteil. Als
Filmmusik in Viscontis „Tod in Venedig“ wurde der Satz
zum Kassenschlager. Die Klavierversion verlangt
delikatesten Anschlag und peniblen Pedalgebrauch – wie
geschaffen für das Duo Trenkner-Speidel, die ihre
jahrzehntelange Erfahrung mit der Transkription von
sinfonischen Partituren hier besonders gewinnbringend
einsetzen können.
ganz klar
Und dann ist da noch die faszinierende Klarheit, die
Mahlers Sinfonie in der Klavierbearbeitung erreicht.
Gewagte polyphone Strukturen treten plötzlich plastisch
zutage, besonders im verzwickten Rondofinale. Und auch
die Verschränkungen im eröffnenden Kondukt gewinnen
deutlich an Profil. Gustav Mahler hat Singers
Klavierfassung autorisiert – nicht ohne zuvor selbst
vielfach noch beratend einzugreifen…
optimal
Wieder einmal beweist das Klavierduo Trenkner –
Speidel, dass mit der „Reduktion“ auf das Klavier nicht
unbedingt eine Beschränkung einhergehen muss. Die
neuen Perspektiven auf das vielleicht allzu bekannte
Werk erlauben überraschende Einblicke – und
entschädigen für manches Bläsersolo. Der mächtige
Steinway D „Manfred Bürki“ aus der Entstehungszeit der
Sinfonie ist dreidimensional im 2+2+2 Recording
eingefangen und sorgfältig auf Super Audio CD gebannt;
so entsteht authentisches Fin-de-Siècle-Feeling.