Premiere
Für Georg Philipp Telemann war die Violine das
bevorzugte Instrument. Entgegen aller Konvention,
veröffentlichte er als sein Opus 1 eine Sammlung von
sechs Duosonaten für Violine mit Basso continuo und
belegte damit eine geistige Unabhängigkeit, die sich
aus profunder Kenntnis der zeitgenössischen Stile
speist und natürlich auch in seinen Kompositionen
wiederfindet. Stephan Schardt hat diese Sonaten
gemeinsam mit Elisabeth Wand und Sonja Kemnitzer
jetzt erstmals eingespielt – und überrascht mit einem
Feuerwerk an Virtuosität und sensiblem Ausdruck.
Pub
Enorm ist die Bandbreite von Telemanns Einfällen.
Von tiefer Melancholie ist der Beginn der h-Moll-
Sonate durchdrungen, begonnen mit einer ausgedehnten
Einleitung des Basses; wenn dann, endlich,
die Violine einsetzt, spielt sie nichts als einen
einzigen, nicht enden wollenden Ton … Wie anders
dagegen die Gigue der D-Dur-Sonate, die unmittelbar
einer irischen Kneipe entsprungen zu sein scheint!
Voller witziger Einfälle wird hier mit unseren
Erwartungen als Zuhörer gespielt – und dem
Virtuosen ist das süffige Vergnügen an dieser
folkloristischen Einlage deutlich anzumerken…
Perfektion
Stephan Schardt ist ein hervorragender Geiger und
ausdrucksstarker Musiker, der über eine herausragende
Kenntnis der barocken Musizierweise (und
natürlich auch der einschlägigen theoretischen
Schriften) verfügt: Der langjährige Konzertmeister bei
Musica Antiqua Köln ist für diese Ersteinspielung ein
echter Glücksfall. Man höre nur einmal den
Einfallsreichtum an geschmackvollen Verzierungen,
die vom einfachen Mordent bis zu auskomponierten
Wiederholungen reichen! Da und dort finden sich
weiträumige Improvisationen, die seine beiden
Mitspielerinnen gekonnt aufgreifen und mit
fantasievoller Inspiration ergänzen.
Plastizität
Auch klanglich ist Telemanns geistvoller Erstling ins
rechte Licht gerückt. Wie nicht anders zu erwarten, ist
auch diese Aufnahme sorgfältig auf SACD im echten
2+2+2-Recording produziert. Ganz natürlich löst sich
die Musik von den Lautsprechern und schafft eine
erlebbare Räumlichkeit. „Music will / daß ein Mensch
sich ihr allein verschreibe“, sagt Telemann. Es ist
ganz leicht...