Kinderspiel
Wer Kindern und Jugendlichen abseits der
ausgetretenen Pfade ein interessantes Klavier-
„Futter“ bieten möchte, wird bei Steffen
Schleiermacher fündig. Der Neue-Musik-Spezialist hat
ganz unterschiedliche „Kinderstücke“ des 20.
Jahrhunderts eingespielt. Die Bandbreite reicht von
malerisch-plakativ (Sofia Gubaidulina) über lustig
(Helmut Lachenmann) bis zu abstrakt (György
Kurtág). Vier eigene Miniaturen hat der Pianist noch
hinzugefügt.
Spielkiste
Bei 63 Tracks in 71 Minuten Spielzeit stößt das
Display eines Wiedergabegeräts an seine Grenzen:
Die wenigsten Stücke dieser CD sind länger als eine
Minute. Man muss schnell hinhören, sonst ist die
Musik vorbei, ehe man sich versieht. Als Meister solch
witziger Miniaturen erweist sich Helmut Lachenmann.
Ihm gelingt das Kunststück, kurz und auch humorvoll
zu sein, was seine Version von „Hänschen Klein“ und
sein „Besoffener Chinese“ beweisen…
Spielführer
György Kurtág plante eine Klavierschule, als er seine
Mikroludien komponierte. 36 der winzigen Stücke sind
auf dieser CD zu hören. Für Klavierschüler eignen sie
sich nicht, denn Kurtág schrieb im Grunde keine
Klaviermusik, sondern eine Musik, die sich des
Klaviers bedient. Sofia Gubaidulina hat
„Musikalisches Spielzeug“ geschaffen. Sie setzt Bilder
in Musik um:
einen Bär, der den Kontrabass zupft und damit die
Jazzsängerin begleitet, die Schlitten, die den Berg
hinunter fahren und mit den Glöckchen klingeln...
Spielkind
Seit der Gesamteinspielung der Klavierwerke von
John Cage genießt Steffen Schleiermacher weltweite
Anerkennung als Pianist und Komponist. Auch diese
Aufnahme erinnert manchmal an das „Toys Piano“
von John Cage, obwohl hier ein veritabler Steinway-
Flügel zum Einsatz kam. Und wie dort handelt es sich
bei den meisten Stücken nicht um Kinderlieder,
sondern um von der Kindheit inspirierte Genieblitze,
die Steffen Schleiermacher gekonnt und bisweilen
augenzwinkernd präsentiert.