Hochseilakt
Fantasien über die berühmtesten Opern ihrer Zeit
gehören seit jeher zum festen Marschgepäck der
reisenden Virtuosen. Volker Reinhold kennt sich mit
diesem Genre aus wie kein Zweiter. Nach zwei Super
Audio CDs mit sämtlichen Fantasien und
Paraphrasen von Pablo de Sarasate weitet der
vielgefragte Virtuose jetzt gemeinsam mit seinem
Klavierpartner Ralph Zedler den Horizont erneut und
präsentiert atemberaubende Opernbearbeitungen aus
150 Jahren: Entdeckungen garantiert!
Tiefenrausch
„La Traviata“ darf in solch einem Programm natürlich
nicht fehlen. Antonio Bazzini verwandelt Verdis
berühmte Vorlage in ein intimes Typogramm der
Violetta und geht damit weit über die virtuose
Aneinanderreihung populärer Gassenhauer hinaus.
Kein Wunder, dass sowohl Mendelssohn als auch
Schumann von der künstlerischen Tiefe des
italienischen Stargeigers gefangen waren, der später
Kompositionsunterricht erteilte – natürlich den
kommenden Opernstars Mascagni und Puccini…
Stimmungskanone
Gleich zwei Beiträge stammen aus der Feder von
Henri Vieuxtemps: Seine Fantasie über Bellinis
„Norma“ ist vollständig auf der tiefsten Saite der
Violine zu spielen, die zu diesem Zweck von G auf C
eine Quarte höher zu stimmen ist – Paganini lässt
grüßen! Hier spricht ganz der jugendliche
Zaubergeiger, während seine späte Arbeit über
Gounods „Faust“ den reifen Künstler zeigt: Formal
überzeugend und kontrapunktisch spektakulär,
so zum Beispiel in der abenteuerlichen Verquickung
von Marsch und Walzer im Finale!
Bravissimo
Reinhold und Zedler schließen ihren Streifzug durch
anderthalb Jahrhunderte mit zwei zwar weniger
bekannten, dafür aber umso interessanteren
Beiträgen: František Ondříček richtet mit der
Bearbeitung von Glinkas „Ein Leben für den Zaren“
den Blick nach Osten; den fulminanten Schlusspunkt
setzt Igor Frolov, seinerzeit Assistent von David
Oistrach, mit Gershwins „Porgy and Bess“ und einem
Anflug von Jazz, „Summertime“ natürlich inklusive.
Spannend und unterhaltsam.