interessant
Darauf haben wir lange gewartet: Die unvergleichliche Jin Ju veröffentlicht ihr erstes Chopin-Recital bei MDG. Und schon mit der Auswahl des klug durchdachten Programms widerlegt die sympathischbescheidene Pianistin alle (zuweilen berechtigten) Vorurteile gegenüber chinesischen Tastenvirtuosen. Lange, lange hat man Chopin nicht mehr so anrührend erlebt!
intim
Ausnahmslos späte Werke hat sich Jin Ju vorgenommen; Werke aus einer Zeit, in der Chopin längst Abschied genommen hatte von aller oberflächlichen Klavierakrobatik. Ein tief empfundener, von Skrupeln und Zweifel begleiteter Kompositionsstil voll persönlichster Empfindungen prägt diese Musik, in der sich überirdische Schönheit und tiefste emotionale Zerrissenheit auf engem Raum begegnen. Exemplarisch, wie Jin Ju den nocturnehaften Mittelteil in das ausgelassen-wilde EDur Scherzo einbettet!
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Oder die Polonaise-Fantaisie op. 61: Herbe Harmonik bestimmt die Eröffnungstakte, modale Akkordverbindungen lassen folkloristische Anklänge aus Chopins Heimatland allenfalls erahnen; eine große Erzählung spannt sich auf und entführt die Zuhörer in ferne Welten und verwandte Seelenzustände. Auch die Mazurken, mit denen Jin Ju ihre Auswahl eröffnet, sind starke Charakterstudien, denen der Ursprung in Gebrauchs- und Unterhaltungsmusik nicht mehr anzumerken ist.
Interieur
Selbstverliebte Eitelkeit ist Jin Ju fremd. Allerdings vermag sie quasi mehrdimensional Strukturen freizulegen, die man das erste Mal so zu hören glaubt. Unter ihren Händen entfaltet der Steinway- Konzertflügel „Manfred Bürki“ von 1901 seine unglaubliche Farbpalette – Ehrensache, dass dieses Ereignis von der MDG-Technik in edelstem SACDKlang eingefangen wurde. Der echt dreidimensionale Raum der 2+2+2-Aufnahme lässt Chopins Pariser Salons wieder auferstehen – Musik für beseelte Momente!