Ohren auf!
Es ist ein überaus anspruchsvolles Debüt: Mit
den 24 Préludes von Frédéric Chopin stellt sich
die junge chinesische Pianistin Yubo Zhou ihrem
Publikum vor. Dass die Preisträgerin zahlreicher
internationaler Wettbewerbe das technische
Rüstzeug für die ungemein diffizilen Miniaturen
mitbringt, versteht sich von selbst. Allerdings
dürfte das feine Gespür für die romantische
Poesie und den oft intimen Charme der meist
sehr kurzen Werke auch erfahrene Chopin-
Enthusiasten aufhorchen lassen. Chopins dritte
Klaviersonate und – als Reverenz an ihre Heimat
– „Night Alley“ von Ping Gao runden das
ungemein attraktive Programm perfekt ab.
Tür zu!
Gaos „Night Alley“ hat Yubo Zhou mit viel
Bedacht ausgewählt. Das Werk erzeugt eine
geradezu magische Atmosphäre, voller
dynamischer Kontraste und abrupter
Farbwechsel; perkussive Einzeltöne und Akkorde
bringen die Resonanzen des Flügels zum
schwingen. Plötzlich wehen vertraute Klänge
herüber: Hinter verschlossenen Türen, wie eine
entfernte Erinnerung, spielt jemand ein Mazurka
– von Chopin natürlich…
Licht an!
Mit seiner Sammlung hat Chopin das Prélude
von der Rolle eines Vorspiels zu einem größeren
Werk emanzipiert. Echte Charakterstücke
wechseln in atemberaubender Folge, vom
schwelgerischen Beginn der Nr. 1, über
vermeintlich schlichte Liedmelodien (Nr.7),
furiose Kaskaden (Nr. 16) bis zum fulminanten,
raketenhaften Finale (Nr. 24). Düstere Stimmung
(Nr. 2) wird durch lichte Verspieltheit (Nr. 3)
abgelöst. Ziemlich in der Mitte des ganzen: Das
berühmte „Regentropfen“-Prélude, das die pure
Schönheit ausstrahlt.
Hut ab!
Dass Yubo Zhou auch die große Form
überzeugend zu gestalten weiß, zeigt ihre
Interpretation der dritten Klaviersonate
eindrucksvoll: Man höre nur einmal die weit
ausschwingenden Bögen des ersten Satzes! Das
rundum faszinierende Debütalbum von Chinas
jüngster Klavierprofessorin ist natürlich – ganz
MDG – auf Super Audio CD mit
dreidimensionalem Klang eingefangen – für den
ultimativ authentischen Musikgenuss!