Gesetzt
Nach Brahms, Mendelssohn und Schubert nun Chopin: Es
ist immer wieder faszinierend, wie Elisabeth Leonskaja bei
ihren Aufnahmen für MDG mit leichter Hand die
Sahnestücke der Klavierliteratur neu erfahrbar macht. Hier
sind es Scherzi und Nocturnes des großen polnischen
Komponisten, die die Pianistin auf einem Steinway-Flügel
von 1901 in unnachahmlicher Intensität präsentiert und
dabei dem Instrument schier unglaubliche Klangkaskaden
entlockt, mit denen sie einen weiteren Meilenstein ihrer
steilen Karriere setzt.
Epochal
Frédéric Chopin hat seit jeher viele Bewunderer. Franz Liszt
nannte ihn einst „epochemachend, kühn, glänzend und
berückend“. Dieses Urteil gilt besonders für die
hochvirtuosen Scherzi Chopins: Mit den vier zwischen 1831
und 1843 entstandenen Stücken hat der Komponist ein
Terrain betreten, das in dieser Form bislang unberührt war.
Brillant
Elisabeth Leonskaja nimmt diese Herausforderungen mit
Bravour. Einen brillanten Zugriff mit Freude an der Subtilität
der Melodien verbindend, stellt sie eine bestechende Fülle
von spielerischen Nuancen zur Schau. Wilde forte-
Ausbrüche etwa fügen sich glaubhaft in das
Gesamtgeschehen ein. Andererseits fehlt es ihr bei allem
Sinn für den Liebreiz perlender Passagen nicht an Energie
für notwendiges motorisches Drängen.
Wunderbar
Elisabeth Leonskaja wird in aller Welt stürmisch gefeiert.
Dabei ist die sympathische große Pianistin weit entfernt von
divenhaften Allüren. Geboren in Georgien, gab sie schon mit
11 Jahren ihre ersten Konzerte. Ihr ungewöhnliches Talent
brachte sie bald zum Moskauer Konservatorium.
Bevor sie 1978 aus der Sowjetunion auswanderte und Wien
als ihren ständigen Wohnsitz wählte, spielte Elisabeth
Leonskaja mehrere Konzerte als Duo-Partnerin von
Svjatoslav Richter. Diese Begegnung hat ihre weitere
künstlerische Entwicklung geprägt. Mit ihrem Auftritt
während der Salzburger Festspiele 1979 legte sie den
Grundstein für ihre Karriere in der westlichen Musikwelt.
Seitdem gastiert Elisabeth Leonskaja regelmäßig in allen
Musikzentren der Welt. Viele Schallplattenaufnahmen
zeugen von dem hohen Rang der Künstlerin. Mehrere ihrer
Einspielungen wurden mit Auszeichnungen versehen
(Grand Prix du Disque, Prix Caecilia, Diapason d'or und
zuletzt den Midem-Award für ihr Brahms-Album).