En miniature
Die überquellende Phantasie eines sehr begabten
polnischen Komponisten kam den Parisern gerade
recht. Für ein Sinfonieorchester waren ihre
Adelssalons Mitte des 19. Jahrhunderts allerdings zu
klein. Und dennoch musste das Publikum auf
Klavierkonzerte nicht verzichten. Das Ensemble
Concertant Frankfurt hat zwei Klavierkonzerte von
Frédéric Chopin mit Streichquintettbegleitung
aufgenommen – mit Kontrabass und auf Basis der
deutschen Erstausgabe von 1833.
En passant
Frédéric Chopin war als junger Komponist ein Meister
der Selbstvermarktung. Er präsentierte sich 1832 in
den Salons von Paris mit seinem Klavierkonzert Nr. 1,
das er in seiner polnischen Heimat speziell zur
Werbung in eigener Sache komponiert hatte. Die
Aufführung mit Streichquintett machte Furore: Fortan
war Chopin in Paris ein bekannter Mann, der sich vor
Konzertanfragen kaum retten konnte. Auch die
Musikverleger standen Schlange: Schlesinger durfte
das Werk ein Jahr später zeitgleich in Frankreich,
Deutschland und England in drei Fassungen
veröffentlichen. Neben der Version mit Streichquintett
gab es auch gleich eine für Solo-Klavier und für
Orchester.
Impertinent
Das Klavier war Chopin wichtiger als jedes andere
Instrument. Bereits in seiner Warschauer Zeit legte er
großen Wert auf den Klang und die technischen
Finessen. Als er sein Klavierkonzert Nr. 2 im März
1830 erstmals aufführte, war Chopin gänzlich
unzufrieden: Der Flügel habe dumpf geklungen, die
Basspartien seien gar nicht zu hören gewesen. Bei
der zweiten Aufführung durfte er ein besseres
Instrument spielen. „Nun erst gab es Beifall und Lob
dafür, dass jede Note wie eine Perle gestochen sei.“
En perfection
Gianluca Luisi hatte solche Sorgen nicht. Er durfte
einen sorgsam restaurierten Steinway aus dem Jahr
1901 zu perfektem Wohlklang bringen und passt sich
insofern dem samtig-weichen Spiel der fünf Musiker
des Ensemble Concertant Frankfurt ideal an.