prachtvoll
„Der musikalischste Mensch von Wien“ sei Franz
Schmidt, so äußerte sich Gustav Mahler über
den heute völlig vergessenen Kollegen. Stefan
Blunier hat diesen spätromantischen Meister
wieder entdeckt; mit dem gewaltig besetzten
Beethoven Orchester Bonn präsentiert er
Schmidts zweite Sinfonie, zusammen mit dem
nicht minder prachtvollen, im selben Jahr zur
Eröffnung des Wiener Konzerthauses
komponierten „Festlichen Präludium“ von
Richard Strauss.
ambivalent
Mit Arnold Schönberg hat Schmidt gemeinsam
Streichquartett gespielt, und dennoch könnten
die Tonsprachen der beiden nicht
unterschiedlicher sein. Während Schönberg sich
schon früh von der Dur-Moll-Harmonik
verabschiedete, um sich später der
Zwölftonmusik zuzuwenden, blieb Schmidt bis
ans Lebensende der Tonalität treu. Nach dem
„Anschluss“ Österreichs brachte ihm das die
zweifelhafte Ehrerbietung der Herrschenden ein
– zum Preis des Vergessenwerdens nach dem
Untergang des „Tausendjährigen Reiches“.
zielgerichtet
Ein riesenhaftes Orchester verlangt Schmidt für
seine zweite Sinfonie; um Lautstärke geht es
dabei aber nur an wenigen Stellen. Vielmehr
setzt er auf vielfältig changierende Farben, die in
oft kammer-musikalischer Instrumentierung
erreicht werden. Dahinter steht ein meisterhaft
komponierter Satz, der mit Themenverschränkungen
und Variationen zu einem
konsequenten zyklischen Gesamtwerk führt.
erhaben
Im „Festlichen Präludium“ schöpft hingegen der
Klangmagier Richard Strauss – wieder einmal –
aus dem Vollen. Die grandiose instrumentale
Prachtentfaltung lässt niemanden unberührt –
vor allem nicht, wenn die dreidimensionale
2+2+2-Wiedergabe die Illusion des Mittendrin bei
dieser Live-Aufnahme bis ins heimische
Wohnzimmer transportiert. Klar, dass das Werk
bei der Uraufführung Beethovens hymnische
Neunte, die im selben Konzert gegeben wurde,
spielend in den Schatten stellte…