Rücksicht
Als Franz Paul Lachner 1876 sein Lebenswerk mit drei
Orgelsonaten vollendete, stellte er im hohen Alter noch
einmal seine ganze Liebe zur Kirchenmusik unter
Beweis, obwohl er ja schon lange keine Organistenstelle
mehr inne hatte. Geschickt griff der 73-Jährige dabei auf
Teile seiner zuvor komponierten Praeludien und Fugen
zurück, die Rudolf Innig hier in einer Gesamteinspielung
erstmals präsentiert.
Weitsicht
Im Alter von 20 Jahren trat Franz Paul Lachner an der
evangelischen Kirche in Wien seine erste Organistenstelle
an. Hier arbeitete er auch als Dirigent und wurde
Erster Kapellmeister an der Wiener Hofoper, um dann in
die bayerische Metropole zu wechseln. Während
Lachner Mitte des 19. Jahrhunderts das Münchner
Musikleben als Generalmusikdirektor und Komponist
dominierte, entstanden so ganz nebenbei seine „Sechs
Praeludien und Fugen“, die lange Zeit unveröffentlicht
blieben. Nur ein Werk wurde damals gedruckt: Das
Praeludium mit Fuge in h-Moll war Teil eines „Mozart-
Albums“, das zum 100. Geburtstag des Salzburgers in
Leipzig erschien.
Vorsicht
Für diese Aufnahme wählte Rudolf Innig die 1911
erbaute, dreimanualige große Walcker-Orgel in der
Stadtkirche von Ilmenau. Zusätzlich zur modernen
Windversorgung verfügt dieses Instrument für Notfälle
noch über einen zweiten, ursprünglichen Spieltisch für
das erste Manual, von dem die Register des
Hauptwerkes per Handbetrieb mit Hilfe eines Kalkanten,
quasi mit „natürlichem Wind“ gespielt werden können.
So erklingt die Fuge zum E-Dur-Praeludium in dieser
Einspielung auf beiden Herstellungsarten und erlaubt
einen spannungsvollen Vergleich.
Durchblick
Rudolf Innigs Einspielungen des Repertoires der
deutschen Orgelromantik bei MDG sind spätestens seit
seiner Rheinberger-Serie absolut im Fokus des
Interesses. Der Preis der deutschen Schallplattenkritik,
der Cannes Classical Award und der Echo Klassik
leuchten den Erfolgsweg dieses Konzertorganisten aus.