Listenplatz
Die „Herausforderung Liszt“ wird fortgesetzt: Der
Gewandhausorganist Michael Schönheit legt die zweite
Folge seiner Liszt-Orgelwerke vor – wieder
spektakuläre Bearbeitungen fremder Werke durch den
großen Tastenvirtuosen des 19. Jahrhunderts, wieder
auf der prächtigen Ladegast-Orgel des Doms zu
Merseburg, die endlich auch mit einer Hybrid-SACD
nach ihrer aufwendigen Rekonstruktion in das richtige
Klanglicht gestellt werden kann. Im Mittelpunkt: die
großartige Fantasie Ad nos, ad salutarem undam,
deren Geschichte eng mit Merseburg verknüpft ist.
Startfreigabe
Meyerbeers grandiose Oper „Le Prophète“ hatte bei
Liszt Begeisterung ausgelöst und Anstoß für sein erstes
gigantisches Orgelwerk gegeben – die Fantasie und
Fuge über den Choral Ad nos, ad salutarem undam.
Ihren bahnbrechenden Erfolg verdankt die „Prophetenfantasie“
dem Sachverhalt, dass sie am 26. September
1855 im Rahmen des Festkonzerts zur Einweihung der
Orgel des Merseburger Domes zelebriert wurde.
Umkehrschluß
Kurios der Fall Tu es Petrus: Liszt bearbeitet sich hier
selbst. Das Orgelwerk korrespondiert mit dem 8. Satz
des Lisztschen Oratoriums Christus. Da die
Entstehungszeit im Unklaren liegt, könnte das
klangprächtige Werk eine Vorstufe zum Oratorium sein
– oder umgekehrt...
Grundsteinlegung
Im Ave Maria d’ Arcadelt aus dem Jahr 1842 greift Liszt
seine „Jugenderinnerungen“ auf, die in ihm beim ersten
Hören des Renaissance-Magnificats von Jacobus
Arcadelt aufstiegen. Dass Liszt sich in seiner
Erinnerung täuschte, tut dem herrlich tief empfundenem
Werk keinen Abbruch: Es handelte sich bei dem
damals aufgeführten Werk gar nicht um eine echte
Arcadelt-Komposition, sondern um eine Stilkopie von
Pierre-Louis-Philippe Dietsch (1808-1865), dem
lediglich eine Melodie von Arcadelt zugrunde lag. Irren
ist genial...
Schönheitskonkurrenz
Schon Volume 1 der Schönheit-Liszt-Einspielung aus
dem Merseburger Dom stellte die Konkurrenz in den
Schatten: „... Klangrausch pur, in leisen Tönen oder mit
großer Geste – empfehlenswert für Bach-Freunde,
Liszt-Anhänger und Klangfetischisten“ (RADIO K1) –
„... undeniably remarkable ... extremely valuable“
(MUSICWEB) – „outstanding“ (www.classical.net).