Stark
Mit einer fulminanten Hymne à la Nuit meldet sich der
„Senkrechtstarter“ unter den französischen Pianisten,
Jean-Efflam Bavouzet, erneut zu Ton. Franz Liszts
virtuose Klaviermusik, die in aussagemarkanten Werken
um das Thema „Nacht“ kreist, steht im Mittelpunkt der
zweiten Einspielung, mit der Bavouzet sein ungemein
expressiv-virtuoses Spiel unter Beweis stellt. Zugabe: die
Ersteinspielung des Großen Konzertsolos in seiner
Urfassung.
Spontan
Liszts Klaviermusik lebt immer noch von der
Spontaneität, mit der sie geschrieben wurde. Der geniale
Wurf in Folge von außergewöhnlichen
Gemütszuständen, nicht das Handwerklich-Verbohrte
interessierte den großen Pianisten am kompositorischen
Prozess. So geht sein Klavierstück La Notte unmittelbar
auf den Anblick der Denker-Statue Michelangelos
zurück, und die hier ebenfalls eingespielten Stücke
Invocation, Hymne à la Nuit und Hymne du Matin sind
eine emotionale Reaktion auf Gedichte von Alphonse
Marie Louis de Lamartines.
Stimmig
Die Bearbeitung von Isoldens Liebestod aus dem Jahre
1867 kann stellvertretend für die zahlreichen Werke
fremder Komponisten stehen, die Liszt dem Klavier
eröffnete. Liszts Transkription ist eine Übersetzung, die
von der Klangidee des Originals ausgeht und diese dann
adäquat in einen Klaviersatz umzuformen versucht.
Still
Das Thema „Nacht“ tritt zu einer Zeit in den Mittelpunkt
Lisztschen Schaffens, an dem er sich von den Werken
der Virtuosenzeit abkehrt. Er reduziert in dieser
Spätphase seines Lebens den Klaviersatz auf das
Wesentliche. Frei von jeder Überladenheit treten uns
Werke wie Trauervorspiel und Trauermarsch aus dem
Jahre 1885 oder das vier Jahre jüngere Wiegenlied
entgegen. Den Kompositionen haftet wie En rêve eine
Sphäre des Irrealen an, die die Zeit still zustellen scheint.
Stürmisch
Jean-Efflam Bavouzet gilt als einer der erfolgreichsten
europäischen Pianisten der jüngeren Generation. Auf
persönliche Einladung Sir Georg Soltis hin gab er 1998
in Paris und Rom sein Debüt mit dem Orchestre de Paris
unter der Leitung von Pierre Boulez mit Bartoks 3.
Klavierkonzert. Bavouzet arbeitete mit nahezu allen
führenden Dirigenten der Welt zusammen und ist
ständiger Gast bei bedeutenden europäischen und
amerikanischen Festivals. Sein Ravel-Debüt bei MDG
wurde stürmisch gefeiert.