A
B-A-C-H und Liszt – zwei Herausforderungen eigener
Ausmaße. Der Gewandhausorganist Michael Schönheit
stellt sich dieser Allianz der abend-ländischen Musik
und veröffentlicht ein fesselndes Portrait des historisch
bedeutendsten Instrumentes der Bach-Liszt-Tradition:
der prächtigen Ladegast-Orgel des Doms zu
Merseburg, die mit dieser CD zum ersten Mal nach
ihrer aufwendigen Rekonstruktion klangdokumentiert
wird.
B
Viele Musikkenner hatten Liszt belächelt, als er 1851
prognostizierte, Bachs Werke würden „für die kommenden
Jahrhunderte ein Gegenstand der Bewunderung und des
Erstaunens verbleiben“. Man hatte Liszts
Durchsetzungsfähigkeit unterschätzt. Er tat alles, um
Bachs Werken eine großartige Klangbühne zu geben.
Liszts Präludium und Fugen über die Tonfolge B-A-C-H
sowie über seine Paraphrasen über einzelne Vokalwerke
Bachs sind der Merseburger Orgel „auf den Korpus“
komponiert, und auch die Klavier-Variationen über
„Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ wurden für diese Orgel
umgearbeitet und zusammen mit Liszts Bearbeitung über
Bachs „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ im Merseburger
Dom 1856 uraufgeführt.
C
Noch heute beherrscht der prächtige Barockprospekt der
Orgel aus dem Jahre 1697 den Merseburger Dom: Bis ins
Gewölbe aufgetürmt, füllt er den Raum zwischen den
Türmen, während die Empore mit dem Rückpositiv seitlich
bis zu den westlichen Langhauspfeilern vorschwingt.
Hinter dem barocken Prospekt verbirgt sich inzwischen
eines der eindrucksvollsten romantischen Instrumente
nördlich der Alpen: 5700 Pfeifen und das alte Stahlspiel -
seinerzeit eine der größten Orgeln Deutschlands, erbaut
von Friedrich Ladegast (1818-1905).
H
Michael Schönheit war schon während seines Studiums
Preisträger des Leipziger Bach-Wettbewerbs. Er erhielt
das Mendelssohn-Stipendium und folgte seinem Vater im
Amt des Organisten in Saalfeld. 1986 wurde er zum
Gewandhausorganisten und zum Mitglied des Bachorchesters
berufen, drei Jahre später erhielt er den
Kritikerpreis der Stadt Leipzig. Sein Solistendebüt mit dem
New York Philharmonic Orchestra gab Schönheit 1995
unter dem Dirigat von Kurt Masur. Im gleichen Jahr
begann die Zusammenarbeit mit MDG und die Planung für
die Restaurierung des Merseburger Doms.