symbiose
„Künstlerfreundschaft“ trifft nur unzureichend die
Beziehung, die den Dichter Paul Éluard und den
Komponisten Francis Poulenc verband. „Erst durch
Ihre Musik habe ich meine Gedichte wirklich
verstanden“ schreibt Éluard, während Poulenc erst
durch Éluard gelernt hat, die tiefsten Geheimnisse
seiner Persönlichkeit auszudrücken. Welch glückliche
Symbiose die Werke der beiden eingingen, lassen
Holger Falk und Alessandro Zuppardo mit der
neuesten Folge ihrer Poulenc-Reihe nun hautnah
erleben.
clareté
Den Surrealisten war die Verbindung von Wort und
Musik – mit Blick auf Wagner – eigentlich äußerst verdächtig.
Aber schon die erste Zeile „Tu vois le feu du
soir“ zerstreut alle Zweifel: Selten bilden Musik und
Poesie eine so überzeugende Einheit. Éluard beschwört
gewaltige Bilder – da gibt es eine Feder aus
klarem Wasser, süße Wälder, einen Löwen, der von
einem Vogel beherrscht wird, der wiederum eine
Wolke weggewischt hat –, die zum schönsten
gehören, was die französische Sprache hervorgebracht
hat. Und Poulenc bettet diese Bilder auf ein
Tastenspiel aus reiner Klarheit, das ihren betörenden
Glanz erst richtig in Szene setzt.
portrait
Ergreifend das tote Pferd, das den mit Dachziegeln
bedeckten Planwagen zieht: kein Wunder, dass
dieses Melodram uns den Verstand aus dem Herzen
reißt! Und richtig synästhetisch wird es in „Le travail
du peintre“: In sieben Liedern werden berühmte
Künstler des Kubismus portraitiert. Da hört man die
unbändige Kraft eines Picasso, die unbeschwerte
Heiterkeit Chagalls. „Klee: hier war ein Presto nötig“
schreibt Poulenc in sein Journal…
passion
Mit schlankem Bariton und einem untrüglichen
Gespür für die zartesten Nuancen in Dichtung und
Komposition und perfekter Sprachbeherrschung ist
Holger Falk ein Glücksfall für die Musik Poulencs.
Durch das feinsinnige Spiel Alessandro Zuppardos,
das die Stimme mehr beleuchtet als begleitet, wird
deutlich, dass die beiden sich strikt an Poulencs
Interpretationsvorschrift gehalten haben: „Analysieren
Sie meine Musik nicht – lieben Sie sie!“