Empire
Orgelmusik aus England? Aber ja! In viktorianischer
Zeit erlebten Orgelbau und Orgelmusik eine Blüte, die
denen kontinentalen Ursprungs durchaus ebenbürtig
war. Der berühmte Edward Elgar war schließlich
selbst Organist, bevor er sich, bereits in den Vierzigern,
als Komponist selbständig machte. Mit Ben van
Oosten hat sich ein ausgewiesener Experte der spätromantischen
Orgelkunst dieser Musik angenommen.
An der prächtigen Willis-Orgel der Kathedrale von
Salisbury liefert er darüber hinaus einen faszinierenden
Einblick in die Klangwelt einer längst vergangenen
Epoche.
Victoria
Weit ist der Bogen, den Ben van Oosten vor den Ohren
aufspannt: Alfred Hollins´ zweite Konzertouvertüre
eröffnet das Programm, überschwänglich im Gestus,
dabei von großer melodischer Fülle. Das hochvirtuose
Werk stellt enorme spieltechnische Anforderungen.
Die „Elegy“ von Sir George Thomas Thalben-Ball,
eigentlich als improvisierter Lückenfüller für eine
Rundfunksendung entstanden, wird von einer anrührenden
Melodie getragen. Eher der kleinen Form
widmen sich Percy William Whitlock und William
Thomas Best, der zu Lebzeiten als Englands größter
Konzertorganist galt. Und bei Sir Charles Villiers Stanfords
„Fantasy and Toccata“ schaut augenzwinkernd
der alte Bach im viktorianischen Gewand um die
Ecke…
Circumstances
Elgar’s gewaltige Sonate op. 28 vereint viktorianischen
Pomp und melodische Noblesse mit dem
aus den bekannten Orchesterwerken vertrauten orchestralen
Klangsinn. In ihren Proportionen und ihrer
Virtuosität weist die Sonate weit in die Zukunft – so
weit, dass der Organist der Uraufführung nicht mehr
hinterher kam…
Knight of the proms
Für sein Festival englischer Orgelmusik hat Ben van
Oosten in der Kathedrale von Salisbury das ideale
Instrument gefunden: Erbaut 1876-77 von Henry Willis,
gilt die gewaltige, auf offenen 32-Fuß –Registern
gründende Orgel bereits zur Zeit ihrer Erbauung als
eines der schönsten Instrumente weltweit – sie ist in
ihrer Substanz bis heute vollständig erhalten. Ben van
Oosten ist zweifellos einer der bedeutendsten Organisten
unserer Zeit. Vielfach ausgezeichnet, wurde
der „Officier dans l´Ordre des Arts et des Lettres“ von
der niederländischen Königin zum Ritter in den Orden
des Niederländischen Löwen berufen. Na also!