Ausgangspunkt
Fünf Jahre wurden die Männer von Gersau zu
harten Frondiensten herangezogen, ihre Frauen
mussten Schmuck und Handarbeiten verkaufen,
um die neue Kirche zu finanzieren. Und
selbstverständlich leistete sich die Gemeinde –
immerhin etwa 400 Jahre lang die kleinste
Republik der Welt – dazu auch eine moderne
Orgel. Liebevoll und kenntnisreich von der Firma
Mathis restauriert, ist das frühromantische
Instrument von 1813 jetzt erstmals neu und
audiophil zu erleben – stilecht mit den wundervollen
Orgelwerken von Felix Mendelssohn
Bartholdy.
Kontrapunkt
Orgelmusik spielt im Schaffen Mendelssohns
eine besondere Rolle. Immer wieder sucht er auf
seinen zahlreichen Reisen Kirchen auf, um
selbst zu spielen, und natürlich ist immer Bach
mit im Gepäck. Kein Wunder, dass der Leipziger
Übervater seine Spuren hinterlässt: Anklänge an
Bachs Meisterwerke finden sich in zahlreichen
Kompositionen Mendelssohns. Und doch gelingt
ihm die eigene Note: Eine zauberhafte Melodie
prägt wie ein „Lied ohne Worte“ das Präludium in
G-Dur, und selbst seine Fugen sind von
fantasievollster Romantik durchdrungen.
Orgelpunkt
Bemerkenswert auch das Andante D-Dur: Als
Variationssatz angelegt, entfernen sich die
einzelnen Veränderungen immer weiter vom
Thema, um am Ende noch einmal zum
Ausgangspunkt zurückzukehren. In seinen
Sonaten schließlich verbindet sich aufs
Natürlichste Bach´sche Kontrapunktik mit
genüsslich frühromantischer Melodienseligkeit.
Punktlandung
Yuval Rabin, ausgebildet in Haifa, Jerusalem und
Basel, weiß die herausragenden Qualitäten von
Mendelssohns Orgelwerken brillant vorzustellen.
Seine „Hommage à Mendelssohn“, basierend auf
Improvisationen über ein populäres jüdisches
Lied zum Sabbat, schließt das fein ausgewählte
und in bester 2+2+2-Recording-Qualität aufgenommene
Programm ab: Liebeserklärung und
Huldigung zugleich!