Vorhang auf!
Für Erik Satie war das ganze Leben ein einziges Theater. Schon sein wunderlicher Aufzug – immer derselbe Anzug, mit Melone und Regenschirm, der jedoch zur Schonung nie aufgefaltet wurde – war sorgsam inszeniert. Steffen Schleiermacher lenkt den Scheinwerfer für seine inzwischen siebte Folge der Klavierwerke Saties nun auf dessen Kompositionen für die Bühne, darunter Saties letztes Werk überhaupt, „Relâche“, das auf damals radikal moderne Weise multimedial Theater, Musik und Film zusammenführte.
Feuerpause
Francis Picabia, einer der letzten Dadaisten, konzipierte die „Handlung“ dieses Stücks, das mit „Ballett“ nur unzureichend beschrieben ist. Dazu passt der Titel: „Relâche“ bezeichnet im Theater einen vorstellungsfreien Tag… Als Entr´acte zwischen den beiden Aufzügen gibt es einen absurden Film; das eigens dafür komponierte „Cinema“ dürfte die erste selbständige Filmmusikkomposition überhaupt sein. In dem Film sieht man Satie und Picabia beim Abfeuern einer Kanone über den Dächern von Paris; später treten noch Marcel Duchamp und Man Ray auf, schachspielend.
Standbild
Mit den großen Künstlern seiner Zeit stand Satie immer in Kontakt. Pablo Picasso, der auch schon bei „Parade“ mit an Bord war, besorgte Kostüme und Bühnenbild zu „Mercure“, einer Folge von mehr oder weniger statischen Tableaus, die – sehr entfernt – den mythologischen Stoff um Merkur, Zeus und Proserpina aufgreifen. Aber auch Saties langjähriger Freund Contamine de Latour, mit dem er sich zeitweise aus purer Geldnot den Anzug teilte, ist auf Schleiermachers kenntnisreicher Zusammenstellung mit drei kleineren Bühnenwerken vertreten.
Applaus!
Die Klavierfassungen, die größtenteils von Satie selbst – wohl als Vorlage für die Orchestrierung – angefertigt wurden, hat Schleiermacher sorgfältig überarbeitet und dabei Instrumentationseffekte der zumeist sehr kleinen Orchesterbesetzungen aufgegriffen. Das Ergebnis zwischen Music Hall und Baukastenmusik kann sich wieder einmal hören lassen – Überraschungen garantiert!