Skandal!
Musik fürs Theater – immer wieder komponierte Erik Satie für Bühne oder Film. Legendär ist „Parade“, ein Ballett in Zusammenarbeit mit Jean Cocteau und Pablo Picasso, das bei seiner Uraufführung 1917, gemeinsam mit Strawinskys „Petruschka“, einen veritablen Skandal auslöste. In der sechsten Folge der Klavierwerke Saties widmet sich Steffen Schleiermacher diesem und anderen Werken für das Theater, darunter die ausgedehnte Musik zu „Uspud“, einem angeblich „christlichen Ballett“, das auf absurde und geradezu blasphemische Weise Flauberts „Versuchungen des Heiligen Antonius“ persifliert.

Auf Leben und Tod!
Contamine de Latour, der das Libretto zu „Uspud“ verfasste, war genauso mittellos wie Satie selbst – die beiden teilten sich sogar einen Anzug. Saties Musik nimmt auf den Text keinerlei Bezug; mit ständig wiederholten Motiven läuft sie eher wie im Hintergrund ab. Das in einer Nacht- und Nebelaktion vervollständigte Werk boten die beiden – wohl nur halb im Ernst – der Pariser Oper an. Selbstverständlich wurde es abgelehnt, was Satie dazu veranlasste, den Direktor der Oper zum Duell zu fordern…

Alarm!
Die Musik zu „Parade“ war eigentlich anders gedacht, aber Cocteau, der fürchtete, neben Picasso und Satie nicht ausreichend Aufmerksamkeit zu erhalten, bestand auf dem zusätzlichen Einsatz von Schreibmaschinengeklapper, Pistolenschüssen und Sirenen, wodurch die Musik kaum zur Geltung kommen konnte. Steffen Schleiermachers Klavierfassung muss auf Cocteau keine Rücksicht mehr nehmen und legt damit ein Werk frei, das mit unterhaltsamen Seiten überzeugen kann.

Überraschung!
Die „Cinq Grimaces“ markieren den Beginn der Zusammenarbeit zwischen Satie und Cocteau; aus dem Theaterprojekt, an dem auch andere Künstler beteiligt waren, ist nie etwas geworden. Einzig Saties Musik überlebte in einer Klaviertranskription von Darius Milhaud. Für das kurze „Divertissement“, das eigentlich zur Einweihung einer Orgel geschrieben wurde, hat Schleiermacher aus der Originalversion etwas Besonderes herüberretten können – lassen Sie sich überraschen!