Brennweite
Nur kurze Zeit dauerte das politische „Tauwetter“ in der Ära Chruschtschow. Dimitri Schostakowitsch nutzte dieses Fenster, um seine Sicht der ersten russischen Revolution zu präsentieren. Die Vorgänge rund um den 9. Januar 1905 stehen im Mittelpunkt der 11. Sinfonie, die das glänzend aufgelegte Beethoven Orchester Bonn unter der Leitung von Roman Kofman als Vol. 9 der sämtlichen Schostakowitsch-Sinfonien für MDG aufgenommen hat.
Drehbuch
Fast 65 Minuten atemberaubende Musik pur. Vier Sätze ohne Pause voller Programmatik und gezielter Assoziationen: In einem System voller Leitmotive verknüpft der Komponist seine Themen äußerst geschickt mit Zitaten aus bekannten Revolutionsliedern in einer einzigartigen Dramaturgie.
Soundtrack
Kalte Klänge charakterisieren das leblose Gesicht der Hauptstadt des Zaren, dazwischen ein melancholischer Kirchenchoral, plötzlich nähern sich militärische Signale aus der Ferne. Der scharfe Schlag einer Trommel markiert den Beginn einer der schrecklichsten Todesorgien in der weltlichen Musik – eine Szene, die beschreibt, wie die unbewaffnete Bevölkerung niedergeschossen wird. Dem rasenden Fugato in den Streichern schließen sich hier immer mehr Instrumente an bis der böse Wirbelsturm durch das ganze Orchester fegt... Im finalen „Sturmgeläut“ besetzt Schostakowitsch richtige Glocken: Die Aufnahme klingt hier in ihrer Surround-Version so realistisch, dass man glaubt richtiges Kirchengeläut zu hören.
Regie
„Das wohl interessanteste an Roman Kofmans Deutungen ist: Er geht die Werke ohne Vorbehalte an, frei von allem Ballast, als pures musikalisches Ereignis hohen Ranges. Und so kann man die Werke tatsächlich neu hören. Unverbraucht. Als reine Musik.“ (Pizzicato)