Meisterwerk
Der Orgelbauer Friederich Stellwagen wirkte von Lübeck
aus drei Jahrzehnte lang im norddeutschen Raum.
Seinen bedeutendsten Neubauauftrag erteilte ihm nicht
Lübeck, sondern die Stadtväter von Stralsund. In der
Marienkirche errichtete er von 1653 bis 1659 eine
Barockorgel mit 51 klingenden Registern. Das Werk ist
so umfassend dokumentiert, dass die Orgel auf Basis
von Originalplänen, die Martin Rost in Archiven
aufstöberte, erst vor kurzem liebevoll und stilvoll
restauriert wurde. Selbst die zwölf Keilbälge funktionieren
jetzt wieder im Calcantenbetrieb. Von den besonderen
Effekten des mit Muskelkraft erzeugten Orgelwinds kann
man sich auf dieser Einspielung überzeugen.
Familienbande
Die Komponisten dieser Aufnahme - darunter Ersteinspielungen
von zum Teil unpublizierten Werken - sind
wie die Perlen an einer Schnur miteinander verwoben.
Da ist Peter Hasse, der 1616 als Organist an die
Lübecker Marienkirche kam. Franz Tunder übernahm die
Aufgabe 1641 von Hasse. 1668 trat Dieterich Buxtehude
sein Amt an und füllte dieses vier Jahrzehnte lang aus.
Buxtehude wurde nicht nur Nachfolger von Tunder,
sondern auch dessen Schwiegersohn. Als Schüler und
gelehriger Besucher des großen Buxtehude sind
Nicolaus Bruhns und Johann Sebastian Bach auf dieser
Aufnahme verewigt. Mit Johann Christian
Schiefferdecker schließt sich der Kreis. Er trat Anfang
des 18. Jahrhunderts die Buxtehude-Nachfolge in St.
Marien an und heiratete auch dessen Tochter.
Tausendsassa
Martin Rost genießt nicht nur als Organist einen
hervorragenden Ruf. Er ist ebenfalls ein ausgezeichneter
Experte für die vielfältige Orgellandschaft im
Ostseeraum, was er nicht zuletzt durch seine stark
beachteten Einspielungen bei MDG bewiesen hat: Mit
großer Akribie und intimer Kenntnis der Instrumente
präsentierte er den Orgelreichtum von Mecklenburg und
Pommern sowie der drei baltischen Staaten. Die
Klangwelt der Ladegast-Sauer-Orgel im Dom zu Tallin
hat er ebenfalls bereits mit großer Sensibilität
dokumentiert. „Martin Rost ist ein interpretatorischer
Tausendsassa und technisch absolut souverän. Ganz
starke Empfehlung!“ (kirchmusik.de)