Discovery
Andere versuchen, Meisterwerke der Vergangenheit
durch Aktualisierung zu „verbessern“ und
„zeitgemäßer“ zu machen und gleiten damit immer
mal wieder ins Lächerliche ab. Ganz anders David
Baker: Der berühmte Jazzposaunist und Komponist
jongliert mit Stilen, Genres und Instrumentationen,
dass es eine Freude ist. Immer unterhaltsam und
witzig, dabei von großer Ernsthaftigkeit und mit
überraschenden Einfällen, genügt seine Musik auch
höchsten Ansprüchen. Manuel Fischer-Dieskau hat
jetzt Werke für uns entdeckt, die Baker dem jüngst
verstorbenen Cellogenie Janos Starker zugedacht
hatte – eine außergewöhnliche Hommage an einen
ganz großen Musiker.
Walk of Fame
Als „eklektizistisch, aber unbedingt romantisch“ hat
Baker seinen Kompositionsstil beschrieben. In
„Singers of Songs“ zeichnet er liebevolle Portraits
prominenter Kollegen, von Miles Davis über Duke
Ellington bis Dizzy Gillespie. Ellingtons opulenter
Orchestrationsstil findet sich in Bakers vielfarbiger
Perkussionsbehandlung wieder, und mit verrückten
Bebop-Anklängen in „Dizzy“ liefert Baker ein wahres
Feuerwerk-Finale, nicht ohne Schlagzeuger Guy
Frisch noch Platz für ein fulminantes Solo
einzuräumen. Faszinierend, wie vielfarbig das Cello
eingesetzt werden kann: Vom Walking Bass über
Blues-Patterns bis zu ausgedehnten Kantilenen –
alles ist möglich.
Association
Dafür hat nicht zuletzt Janos Starker gesorgt, der den
Kompositionsprozess intensiv begleitete. Immer hat er
darauf geachtet, dass „sein“ Instrument sich von allen
seinen besten Seiten präsentieren kann. Besonders
im dritten Satz der „Sonate“ sind die technischen
Anforderungen schier unglaublich. Unbedingt
hörenswert: Die Boogie-Woogie-Einlage: Spätestens
hier reißt es das Publikum regelmäßig zu
Begeisterungsstürmen hin!
Miles and more
Manuel Fischer-Dieskau hat selbst bei Janos Starker
studiert und ist heute ein international gefeierter
Solist. Für die Ersteinspielung von Bakers Cellomusik
hat er, gemeinsam mit seinen Mitspielern, noch
einmal eng mit dem Komponisten zusammengearbeitet.
Und der zeigt sich begeistert, obwohl, oder
gerade weil die Musiker sich in der Suite für Cello und
Jazz Trio mehr jazzmäßig-improvisatorische Freiheiten
herausnehmen, als eigentlich vorgesehen: „Es
ist großartig, meine Musik mit so hoher Authentizität
gespielt zu hören!“ Wer will dem widersprechen?