Wahrheit
Carl Philipp Emanuel Bach ist der Pionier einer
Zeitenwende. Zum 300. Geburtstag des wohl
wirkmächtigsten Sohnes des großen Thomaskantors
hat Yuval Rabin sich eines ganz besonderen
Projektes angenommen: Nachdem der israelische
Organist Bachs Anweisungen zur Behandlung von
Wiederholungen im Rahmen einer Dissertation
umfassend erforscht hat, macht er den Praxistest.
Und es ist faszinierend zu erleben, wie „die wahre Art
das Clavier zu spielen“ auch in unserer schnelllebigen
Zeit aus einer schlichten Wiederholung ein äußerst
kurzweiliges Ereignis werden lässt.
Zierde
Das Auszieren von Wiederholungen erschöpft sich
nach Bachs Vorstellung nämlich keineswegs in der
fantasievollen Improvisation. Vielmehr ist ein
schöpferischer Kompositionsprozess notwendig, der
ein tiefes Verständnis für die formale Anlage des
Stückes, aber auch seines emotionalen Gehalts
voraussetzt. Das ist für den Spieler höchst anspruchsvoll,
für das Publikum aber nicht nur sehr unterhaltsam,
sondern auch hilfreich.
Qualität
Welchen Stellenwert Bach der richtigen
Verzierungskunst beimaß, kann man daran erkennen,
dass er zeitlebens beispielhafte Kompositionen
vorlegte. Darunter sind auch das hier eingespielte
Arioso in C und das Minuetto in F. Yuval Rabin hat
diese Vorlagen genauestens studiert und die Methode
auf die größeren Werke übertragen. Bachs
Forderung, alle Veränderungen „müssen allezeit, wo
nicht besser, doch wenigstens ebenso gut, als das
Original“ sein, hat Rabin in besonderem Maße
verinnerlicht. Die Stieffell-Orgel in der Peterskirche zu
Endingen, noch zu Bachs Lebzeiten entstanden, sorgt
für zusätzliche Authentizität.
Präsent
Das Geburtstagsgeschenk für den „Hamburger Bach“
muss natürlich auch angemessen verpackt werden:
Im raumfüllenden 2+2+2-Klang und in feinster SACD-Technik
produziert, ist diese Neuaufnahme nicht nur
ein musikalischer Leckerbissen, sondern auch eine
ganz besondere Ohrenweide, die Verstand und
Gemüt gleichermaßen erfreut.