Pfadfinder
Der schier unendliche Kosmos französischer Orgelmusik
ist seine Heimat: Jetzt hat Ben van Oosten in
einer üppigen Box sämtliche Orgelwerke von Camille
Saint-Saëns eingespielt. Und mit der orchestral klangstarken
Cavaillé-Coll-Orgel der Ste. Madeleine in
Paris hat er eines der schönsten Instrumente zur Verfügung,
an dem zudem Saint-Saëns selbst in über
20jähriger Tätigkeit seine Spuren hinterließ.
Wellen
Als Organist war Saint-Saëns bei den Zeitgenossen
mindestens ebenso berühmt wie als Komponist, Pianist
und Dirigent. Franz Liszt, selbst auf Tasteninstrumenten
durchaus talentiert, hielt ihn für den größten
Organisten seiner Zeit überhaupt – nicht von ungefähr
war es Saint-Saëns, der Liszts gewaltige Fantasie
über „Ad nos, ad salutarem undam“ erstmals
außerhalb Deutschlands aufführte.
Flüsse
Die Komposition von Orgelwerken beschäftigte Saint-
Saëns sein ganzes Leben lang. Während die frühen
Werke von raffinierten Klangfarben und romantischem
Ausdruck geprägt sind, wandte sich der reifere Meister
mehr und mehr klassizistischen Idealen zu, um im
hohen Alter dann zu einem improvisatorischen Stil zu
gelangen, der in der Harmonik durchaus impressionistische
Einflüsse zulässt. So liefert die Gesamtaufnahme
des Orgelwerks nicht nur einen Überblick über
die kompositorische Reifung Camille Saint-Saëns,
sondern spiegelt auch die allgemeine musikalische
Entwicklung von der Mitte des 19. bis weit in das 20.
Jahrhundert hinein wider.
Ritterschlag
Wie kein Zweiter ist Ben van Oosten mit der französischen
Orgelmusik des 19. und 20. Jahrhunderts vertraut.
Die unzähligen Schallplattenpreise für seine
Gesamtaufnahmen der Werke von Widor, Guilmant,
Vierne und Dupré zieren eine eindrucksvolle Diskografie.
Für seine Verdienste um die französische
Kultur wurde er mit dem Titel eines „Chevalier des
arts et des lettres“, 2011 zum „Officier“ ausgezeichnet.