Klassiker mit Esprit
Gegen alle Modetrends, die im Paris der Mitte des
19. Jahrhunderts vor allem der Oper galten, schreibt
Camille Saint-Saëns Instrumentalmusik, deren klassisches
Ebenmaß in Form, Melodie und Harmonik auch
heute noch tief berühren. Dabei ist er seinen
Prinzipien ein Leben lang treu geblieben. Wie gut er
seine Wiener Vorbilder kannte und mit französischem
Esprit zu verbinden vermochte, lässt sich an seinen
Klaviertrios in der neuen Aufnahme mit dem Wiener
Klaviertrio wunderbar nachvollziehen.
Taktgeber
Saint-Saëns war selbst ein begnadeter Pianist, sein
tiefes Verständnis für die Möglichkeiten des Klaviers
sorgt für einen ebenso filigranen wie halsbrecherischen
Satz, der den Streichern immer Raum für
opulente Kantilenen eröffnet. Beispielhaft der Anfang
des zweiten Trios, wie zauberhaft sich die Melodie im
Unisono von Violine und Cello über die vertracktesten
Akkordrepetitionen im Klavier erhebt! Und völlig
überraschend kommt dann ein kompletter Satz
einfach im Fünfachteltakt daher…
Jäger und Sammler
Nur wenig jünger als Johannes Brahms, erlebt Saint-
Saëns gegen Ende seines 86-jährigen Lebens auch
noch den Aufruhr, den Strawinsky in Paris mit seinem
„Sacre“ auslöst. Bewundernswert die Souveränität,
mit der er die Entwicklungen seiner Zeit aufnimmt und
mit sicherer Hand in seinen Stil integriert. Und dabei
scheut er sich in keinster Weise lustvoll seine
verehrten Vorbilder stilistisch zu zitieren, und so
gesehen ist sein 1892 veröffentlichtes zweites Trio
eine spannendes Feld für Zitatensammler und
Raritätenjäger.
Glücksfall
Die drei Wiener haben die Klassik natürlich im Blut –
dabei ist es immer wieder ein Vergnügen die weit
ausholende Dynamik und das attackenreich beherzte
Spiel zu erleben. Dazu kommt die ungemein natürliche
2+2+2-Wiedergabe, die dank der Super Audio
CD die Musiker so verführerisch real in den Hörraum
platzieren kann.