Secret Service
Die Heimat der Beatles spielt in den Zirkeln der Neuen Musik eine eher untergeordnete Rolle. Steffen Schleiermacher entführt seine Fans daher in ein weitgehend unbekanntes Land, indem er uns vier weitere britische Komponisten vorstellt, deren Werke bislang allenfalls als Geheimtipp galten. Damit fügt Schleiermacher seiner reichen und stark beachteten 20. Jahrhundert Diskographie eine weitere Rarity hinzu.

Very very British
Wer in den Stücken von Laurence Crane und Howard Skempton eine enorme Virtuosität oder auffällige kompositorische Trends erwartet, wird enttäuscht. Die Komponisten glänzen mit Understatement und scheinen sich den üblichen Kompositionstechniken zu verweigern. Äußerst reizvoll ist ihre Musik dennoch. Skempton etwa lässt Einflüsse von Morton Feldman anklingen und präsentiert einfache und dennoch sehr wirkungsvolle Partituren, die an Erik Satie erinnern.

Toy Toy Toy
Michael Finnissy setzt zumeist auf ausufernde, außerordentlich schwierige und dichte Klavierwerke. Er schulte sich sogar an Transkriptionen von Verdi bis Grieg. Manchmal lässt er aber auch seine skurile Seite zum Vorschein kommen. Die „Sonata for Toy Piano“ etwa erinnert mit ihren Trillern und Ornamenten an beste Barock-Musik - und John Cages Passion für Kinderspielzeug.

No pomp
Ein metrisches Niemandsland hat Richard Emsley geschaffen. Seine Klavierstücke sind linear erdacht, meist bestehen sie nur aus einer einstimmigen Linie. Ihr Rhythmus wird ständig variiert. Durch steten Pedaleinsatz mutieren die Melodien zu Klangkomplexen, in denen die ohnehin ungewöhnlichen Taktarten verschwimmen. Geradezu ausufernd mutet sein „finnissys fifty“ zum 50. Geburtstag von Michael Finnissy an - mit genau 50 Tönen.

No circumstances
Den internationalen Durchbruch erlangte Steffen Schleiermacher mit der Gesamteinspielung von Cages Klavierwerk. Seitdem widmet er sich mit enormer Schaffenskraft auch abseitigsten Pfaden der Neuen Musik. Und es ist wie immer: Hörenswert!