Salon français
Mit der Wiederentdeckung des französischen Spätromantikers
Benjamin Godard hat das Trio Parnassus
erneut einen wertvollen Schatz gehoben. Die
Klaviertrios des Komponisten waren zu Beginn des
20. Jahrhunderts in den europäischen Salons äußerst
populär und gefragt. Der englische Kammermusik-
Papst Walter Wilson Cobbett adelte die Werke vor
100 Jahren sogar als „entzückend und ohne zu
zögern empfehlenswert“.
Académie Française
Über Benjamin Godard ist selbst in der einschlägigen
Literatur wenig bekannt. Er stammt aus gutsituiertem
Pariser Elternhaus und wurde als Wunderkind
berühmt. Schon früh begann er mit dem
Violinunterricht. 1865, mit 16 Jahren, schrieb er seine
erste Sonate für Geige und Klavier. Godard zählte zur
Jeune Académie Française, deren Mitglieder in ihre
Werke einen französischen Tonfall einbringen wollten.
Europaweit hat sich Godard einen Namen als
hervorragender Sinfoniker und Opernkomponist
gemacht. Höchste Ehren wurden ihm zuteil, als er
1887 als Professor ans Pariser Conservatoire berufen
wurde. Sicherlich würde er in der Musikgeschichte
eine größere Rolle spielen, wenn er nicht im frühen
Alter von 45 Jahren gestorben wäre.
Mode français
Godards Klaviertrios aus den Jahren 1880 und 1884
sind zur Aufführung in den bürgerlichen Salons
gedacht und erfreuten sich vor allem dort einer
großen Beliebtheit. Lyrische Abschnitte wechseln in
den Werken mit hochdramatischen Einfällen.
Selbstverständlich werden die Virtuosität und
Klangsinn der Instrumentalisten aufs Höchste
gefordert. Als hübsche Dreingabe enthält diese
Aufnahme die Berceuse aus der Oper „Jocelyn“, ein
so raffinierter Einfall, dass sie als ständiges
Repertoire in zahllosen Bearbeitungen auch heute
immer wieder zu hören ist.
Au gout français
Mit mehr als 30 Einspielungen bei MDG haben der
Cellist Michael Groß und seine beiden Mitstreiter –
aktuell Yamei Yu (Violine) und Chia Chou (Klavier) –
bewiesen, dass sie mit dem Berg Parnass im Namen
ihres Trios zurecht die Nähe zum Orakel von Delphi
gesucht haben: Ihre Vorahnungen erwiesen sich
immer wieder als Volltreffer, wenn sie bis dato
unbekannte Komponisten oder in Vergessenheit
geratene Musik in exzellenter Qualität und - wie in
diesem Fall – mit feinster Raffinesse zubereiten.