Frisch gekürt
„Echo Klassik“-Preisträger Hardy Rittner präsentiert
sämtliche Klavierwerke von Arnold Schönberg – und
man höre und staune - auf historischen Instrumenten:
Dabei ist diese Idee sehr naheliegend, denn Schönberg
ist selbstverständlich in einer spätromantischen
Klangwelt aufgewachsen. Die beiden Flügel dieser
Einspielung sind Zeitgenossen des Komponisten: Der
„Streicher“ aus der Sammlung von Gert Hecher in Wien
stammt aus dem Jahr 1870, der liebevoll restaurierte
„Steinway“ von MDG wurde 1901 gebaut. Das ideale
Instrumentarium, um die musikalische Entwicklung
Schönbergs über drei Jahrzehnte nachzuzeichnen.
Neu getönt
Als Schönberg 1894 seine Drei Klavierstücke schrieb,
war er als Komponist noch Autodidakt. Brahms und
zugleich Wagner waren damals die Vorbilder des 20-
Jährigen. Kein Wunder, dass die erst kurz zuvor
veröffentlichten Klavierzyklen von Brahms ihre Spuren in
Schönbergs früher Komposition hinterließen. 15 Jahre
später waren die Drei Klavierstücke op. 11 aus ganz
anderem Holz. Schönberg hatte nun eine neue
kompositorische Qualität erreicht: Tradierte Tonalität
löste sich auf, die Dissonanz emanzipierte sich.
Tonal gereift
Eine radikale Kürze prägen Schönbergs Sechs kleinen
Klavierstücke op. 19 aus dem Jahr 1911. Anton Webern
ist von dieser Komposition so beeindruckt, dass er sie
fortan zum Maßstab seines Handelns macht. Schönberg
selbst begibt sich stattdessen auf die Suche nach einer
„neuen Ordnung“. Mit den Fünf Klavierstücken op. 23
und der Suite op. 25 scheint er sie Anfang der zwanziger
Jahre gefunden zu haben. Nicht nur deutliche
Rückbezüge zu Bach machen insbesondere die Suite zu
einem gelungenen Beispiel der neoklassizistischen Mode
jener Zeit. Als Mittfünfziger stellt Schönberg durch seine
Klavierstücke op. 33a und 33b unter Beweis, dass selbst
einem ungestümen Neuerer wie ihm das traditionelle
Sonaten-Denken nicht fremd ist.
Fühlbar emotional
Hardy Rittner zeigt mit dieser Einspielung, dass er mit
den Widrigkeiten des historischen Instruments ebenso
gekonnt umgeht wie mit der Perfektion eines
ausgereiften Steinway-Konzertflügels. Es sind
faszinierende Klangwelten, die hier aufeinander treffen
und zu einer kunstvollen Einheit verschmelzen.