Höhensonne
Nach dem fulminanten, zweibändigen MDG-Debut mit
Schuberts Klaviertrios legt das Wiener Klaviertrio nun
das 1. Volume der Dvorák-Gesamtaufnahme vor.
Selbst dem Experten winken neue, wesentliche
Erkenntnisse, die an das „Highlight des Jahres!“
(crescendo zur Schubert-Edition) anknüpfen.
Raffinade
Mit dem Trio B-Dur wollte Dvorák der Musikwelt
zeigen, daß er seine „verrückte Periode“ - wie er sie
später selbst bezeichnete – weit hinter sich gelassen
hatte. Nach einem Exkurs als Experimentator zur so
genannten neudeutschen Schule hatte er zu den
klassischen Vorbilder und deren traditionellen Normen
zurückgefunden: Die Balance im Kleinen wie im
Großen läßt sein Trio zu einer ausgewogenen und
raffinierten Komposition werden.
Atomium
Mehr noch: Ohne jemals ein Werk von Brahms
kennen gelernt zu haben (man kannte ihn um 1875 in
Prag noch nicht), entwickelt Dvorák eine Art der
Themenverarbeitung, die der später von Brahms bis
zur Perfektion gebrachten „entwickelnden Variation“
entspricht. Diese kleinsten, voneinander abgeleiteten
melodischen und rhythmischen Bestandteile nutzt
Dvorák aus, um sein erstes Klaviertrio kompositorisch
als ein Werk wie aus einem Guß zu präsentieren.
Absprache
Die Arbeit an dem Klaviertrio f-Moll op. 65 muß
denkbar mühsam vonstatten gegangen sein:
Mehrfach hat Dvorák Teile gestrichen und durch neue
ersetzt. Nach dem Tod seiner Mutter und einem
gehörigen Opern-Mißerfolg hatte er den Lebensmut
verloren: Trotzig gibt sich die Musik mit ihrer
dramatischen Gestik, ihrem hochexpressiven
Ausdruck und ihren starken Kontrasten. In der Oper
hatte man ihm die dramatische Begabung
abgesprochen – mit seinem Trio op. 65 sollte er die
Fachwelt fulminant eines Besseren belehren.
Konzertierte Aktion
Seit beinahe 15 Jahren konzertiert das Wiener
Klaviertrio regelmäßig in weltweit allen wichtigen
Musikzentren. Höhepunkte der kommenden Saison
sind Aufführungen in der Londoner Wigmore Hall,
Konzerte in New York, Mexico-City, Chicago, San
Francisco, Hamburg, Antwerpen und Bologna.