eindrucksvoll
Einen fulminanten Erfolg erlebte John Rea mit seiner
Adaption von Alban Bergs „Wozzeck“ für
Kammerensemble. Jetzt hat der kanadische
Komponist und kenntnisreiche Arrangeur nachgelegt:
Im Auftrag des Musikkollegium Winterthur erstellte er
eine Ensemblefassung der drei Orchesterstücke op.
6, und es ist erstaunlich, welch differenzierte
Klangebenen er aus Bergs grandioser Partitur
extrahieren konnte. Zusammen mit der auf
Kleinstbesetzung reduzierten Version von Bergs
berühmtem Violinkonzert aus der Feder Andreas
Tarkmanns hat Pierre-Alain Monot mit seinen
Winterthurer Kollegen diese Werke bei MDG
eingespielt, mit Konzertmeisterin Rahel Cunz an der
Solovioline und Bénédicte Tauran als zwischen Liebe,
Leid und Eitelkeit zerrissene Marie…
klangvoll
Große Orchesterwerke für kleinere Besetzungen
einzurichten, hatte in Bergs Umfeld durchaus
Tradition. In Arnold Schönbergs „Verein für
musikalische Privataufführungen“ traf man sich zum
Studium der allerneuesten Musik. Dass die
Bearbeitungen weit mehr als nur didaktische Zwecke
erfüllten, zeigt die bis heute anhaltende Beliebtheit
dieser Arrangements. Mit Hilfe des Harmoniums
konnten fehlende Bläserstimmen hervorragend
ersetzt werden. Andreas Tarkmann nimmt im
Violinkonzert stattdessen das Akkordeon hinzu – mit
überraschendem Effekt. Und für den ergreifenden
Bachschen Choral am Schluss, der in der
Originalversion eine Orgel assoziiert, hat er sich eine
besondere Überraschung einfallen lassen.
kraftvoll
Die „Drei Bruchstücke aus „Wozzeck“ ebneten der
Oper den Weg zum Erfolg – angesichts der radikal
antiromantischen Handlung keineswegs eine
Selbstverständlichkeit. Die drei Stücke aus dem
ersten und dritten Akt beschränken sich auf die Figur
der Marie und zeigen Bergs grandiose Meisterschaft
in der musikalischen Charakterisierung seiner
widersprüchlichen Protagonistin. Schon in den
Orchesterstücken op. 6 lotete Berg extreme
Seelenzustände aus – die vermeintlich idyllischen
Satzbezeichnungen Präludium – Reigen – Marsch
wiegen das Publikum in trügerischer Gewissheit.
Spätestens wenn der Mahlersche Hammer fällt, ist
alles Beschauliche zertrümmert…
wertvoll
Die Winterthurer Uraufführung der Orchesterstücke in
John Reas Bearbeitung haben die Tonmeister von
MDG in aufwändiger 3D-Technik eingefangen. Die
sorgfältig aufbereitete Super Audio CD im 2+2+2
Recording lässt die Zuhörer unmittelbar am
denkwürdigen Ereignis teilhaben – ein Dokument von
nicht nur historischem Wert!