englisch
Er gilt als „Vater der Viola“. Dabei hat Lionel Tertis
die Bratsche nicht erfunden. Um die Wende zum
20. Jahrhundert jedoch war er der erste, der
international als Solist mit diesem wunderbar
wandelbaren Instrument konzertierte und bedeutende
Komponisten inspirierte. Christian Euler hat
sich auf Tertis´ Spuren begeben und gemeinsam
mit dem Pianisten Paul Rivinius drei englische
Kompositionen von Bliss, Bax und Vaughan
Williams ausgegraben, die unterschiedlicher nicht
sein können und das beeindruckende Potenzial der
Viola in großer Bandbreite präsentieren.
energetisch
„Durch Tertis´ Einfluss wurde die Viola, das
Aschenputtel unter den Instrumenten, zur
Prinzessin gekrönt“, schrieb Arthur Bliss. Entsprechend
fürstlich behandelte er sie in seiner
Sonate: Opulente Melodiebögen, rasante Läufe und
extreme Lagen verlangen äußerste Virtuosität und
extreme Wandlungsfähigkeit. Kein Wunder, er hatte
die Violasonate 1933 in enger Zusammenarbeit mit
dem Virtuosen komponiert. Hier erschließen sich
dem Hörer bisher ungeahnte Ausdrucksmöglichkeiten,
die Christian Euler mit energiegeladenem
Spiel zu nutzen weiß.
fetzig
Die klanglichen Vorzüge der Viola kommen in der
1921 komponierten Sonate von Arnold Bax
besonders gut zur Geltung. Die beiden getragennachdenklichen
Sätze, die ein feuriges Scherzo
einrahmen, lassen den vollen Ton des Instruments
leuchten. Schon der pentatonische Anfang, der auf
alte keltische Weisen verweist, entführt in eine
besondere Welt der Spätromantik. Natürlich prägt
hintergründiger Humor die Suite von Ralph
Vaughan Williams (1934): Da wird in acht Teilen mit
pseudo-barocken Andeutungen gespielt, es gibt
eine seltsam melodische „Polka mélancholique“,
ein „Moto Perpetuo“ - und ein ausgelassenspritziger
„Galop“ bildet schließlich den ebenso
originellen wie furiosen Abschluss.
authentisch
Christian Euler spielte als Bratschist unter den
größten Dirigenten bei den New Yorker Philharmonikern
und dem Philadelphia Orchestra,
bevor er 1991 eine Professur in Graz erhielt. Paul
Rivinius kennen wir von zahlreichen Kammermusik-
Gruppen, unter anderem gewann er 1998 mit dem
Clemente-Trio den ARD-Wettbewerb. Der Genuss
an diesen subtil-ironischen Köstlichkeiten ist den
beiden Solisten vor allem in der dreidimensionalen
SACD-Wiedergabe in jedem Moment unschwer
anzumerken…